Ich wollte schon immer mal bei einer OP zuschauen.

In Uncategorized by mel

Wobei ich eine andere Uhrzeit gewählt hätte und eventuell auch nicht den eigenen Hund. Aber es war mega spannend und faszinierend zusehen. Valeska, wir könnten eine Serie starten „Libertys Anatomy“ und Stoff für ein gutes Drehbuch hätten wir beide, oder ;)?

Dienstag Morgen beim Laufen hat sich Liberty an Grillresten zu schaffen gemacht. Ich erspare euch meine persönliche Meinung über die Grillaktivitäten der Hamburger*innen gepaart mit der fehlenden Empathie für Müllbeseitigung. Es waren Maiskolben auf dünnen Metallspießen, von denen ich den einen schnell wegwerfen konnte und dabei sah, dass sie sich einen anderen kleineren geschnappt hat. Das ging so rasend schnell, dass ich nicht mit 100%iger Sicherheit sagen konnte, wieviel Maiskolben es war und ob da auch noch ein Spieß drinnen war.

Mein Bauchgefühl hat mich aber auf wachsam geschaltet. Nachdem ich sowieso mit Valeska geschrieben habe, wegen einer Kundin, erwähnte ich ganz beiläufig, dass Liberty einen Maiskolben gefressen hatte. Die Begeisterung hielt sich in Grenzen und ich sollte mal schnell Sauerkraut füttern, welches sich dann um den unverdaubaren Gegenstand legt.

Gesagt getan und positiv gehofft, dass es gut geht.

Mittwoch dann die gewohnte Runde mit Steffi um 6.15h, an der Grillwiese musste das Schlitti ins Laufgeschirr, aber an der Bellevue durfte sie wieder frei laufen. Bis neben einem leeren Mülleimer eine Sushitüte stand.

Kopf rein – ich brülle – Kopf raus und ich sehe noch einen kleinen Holzspieß in ihrem Maul verschwinden. Ok, zum Frühstück gibt es dann wieder Sauerkraut. Nach der Hundeschule war sie wieder etwas müde aber nicht so schlapp wie letzte Woche mit dem Lederschuh. Zum Nachmittag dachte ich dann, bleibt sie lieber zu Hause.

Auf die Rückfrage von Valeska, wie es dem Schlittentier geht, war ich etwas verhalten und hatte wohl da schon ein komisches Gefühl.

Ich denke ich kann von mir behaupten, dass ich eine ziemlich entspannte Hundehalterin bin. Weder schleppe ich Wasser mit mir herum, noch reagiere ich hektisch wenn mal Müll gefressen wird oder einer meiner Hunde mal Magen-Darm hat. Empathie und Feinfühligkeit sind jedoch ganz gute Beraterinnen.

Als ich um 18.30h aus meiner letzten Einzelstunde raus kam, hatte ich 10 Anrufe meiner Familie in Abwesenheit. Im Normalfall sind es so Nachfragen wie:

„Wann kommst du? Wo bist du? Was gibt es zu essen?“

Diesmal habe ich aber sofort zurückgerufen und Steffen war ziemlich beunruhigt. Liberty lag apathisch zu Hause, ist nicht aufgestanden als er nach Hause kam und Lale ist einmal kurz mit ihr raus gegangen, wo sie sich dann übergeben hat.

Da sind bei mir dann die Alarmglocken angegangen und ich habe auf Notfallmodus umgeschaltet.

Ein Anruf bei Valeska, eine kurze Whats App, falls kein Rückruf erfolgt, fahre ich in die Klinik.

Zu Hause angekommen begrüsste mich ein fröhlicher Schlittenhund, der läufig geworden ist. Bei jedem anderen Hund hätte ich gedacht, ist doch alles in Ordnung. Aber der Hinweis von meiner Züchterin, dass Hounds selbst kurz vor dem Sterben noch einen fitten Eindruck machen, hat mich darin bestätigt, doch zu Valeska zu fahren.

Der Plan war wie folgt. Sie macht ihr Webinar bis 21.30h fertig, ruft durch wenn sie los fährt und wir treffen uns in der Praxis.

Unsere größte Herausforderung war das Röntgenbild, Liberty wehrte sich so heftig, dass sie sich dabei fast verletzte. Nach dem 4. Anlauf hatten wir immerhin eine knappe Aufnahme, die ziemlich eindeutig die Spitze eines Spießes zeigte. Somit stand fest, wir müssen Liberty aufmachen.

Valeska hat ein unglaublich tolles Team, denn ihre Steffi war keine 20 Minuten später da und Liberty im OP. Ich war schwer beeindruckt wie sanft und präzise der Schnitt am Bauch gemacht wurde. Es lief kaum Blut und war nicht im Geringsten eklig oder ein Grund zur Übelkeit. Nach kurzem abtasten kam der Magen zum Vorschein und der Spieß hatte sich schon etwas weiter auf den Weg gemacht, wurde aber behutsam wieder in den Magen geschoben, dann ein kleiner Schnitt und langsam wurde der Maiskolben mit Metallspieß geborgen. Magen wieder zugenäht, aber Valeska wäre nicht meine Lieblingstierärztin, wenn sie nicht noch mal weiter geschaut hätte. Falls sich eventuell ein zweiter Spieß schon auf den Weg in den Darm gemacht hat. Das sieht schon komisch aus, wenn der Darm komplett raus genommen und abgetastet wird . Ein bisschen wie ein Gartenschlauch, den man entwirrt.

Und sie ist auch fündig geworden, der Holzspieß von Sushi for Friends, ummantelt vom Sauerkraut, wurde rausgeholt. Natürlich kann man die Tüte, wenn man sich Sushi to go bestellt hat, nicht in den leeren Mülleimer packen, sondern stellt sie einfach daneben. Klar die Ratten wollen ja auch was essen und irgendwer wird den Müll schon wegräumen #mefirst.

Ich bin dir so dankbar Valeska, für deine Feinfühligkeit, dein Können und deine Einsatzbereitschaft für mein Schlitti.

Du hättest mich auch nach Norderstedt in die Klinik schicken können, denn dein Tag ist auch ein langer und du hast auch eine Familie.

Während Liberty in der Aufwachphase war, habe ich Lales Brief vorgelesen und da liefen mir dann die Tränen, so berührend hat sie geschrieben.

Aufgewacht und aufgeräumt sind wir alle schnell nach Hause zu unseren Familien und eine sehr unruhige Nacht begann. Lale wollte gerne mit mir im Bett schlafen und Schlitti hat die ganze Nacht geweint und war immer kurz davor aus dem Bett zu fallen. Lales Kommentar am morgen war.

„Ich habe noch nie so wenig geschlafen. Ich glaube ich will keine Kinder haben!“

Innerhalb einer Woche zwei Mal so heftige Diagnosen

  • Liberty, mein Bedarf ist jetzt erst einmal gedeckt.

Zukünftig habe ich

1. immer Sauerkraut im Haus.

2. Läuft das Schlitti während der Grillsaison im Laufgscheschirr an der Alster.

3. Wir üben das Röntgen, damit sie sich beim nächsten Mal nicht wieder fast umbringt.

4. Denke ich über ein Tiermedizinstudium nach 😉

Ich danke euch für all die lieben Genesungswünsche und hoffe, dass ich sie in absehbarer Zeit nicht wieder in Anspruch nehmen muss.

Eure Mel