Oberwachtmeister Dimpfelmoser.

In Distanz by mel

Inne halten, sich besinnen, nett miteinander sein, die Krise holt das Gute in den Menschen hervor. Und wir werden alle achtsamer miteinander umgehen.

Träumerei, Wunschgedanke, Shut down Fantasien oder auch die Hoffnung. Ich erlebe in der Tat Hilfsbereitschaft und freundliches Miteinander, aber ich entdecke leider auch zunehmende Ignoranz und Oberwachtmeister-Dimpfelmoser-Gehabe. Die erhobenen Zeigefinger gehen hoch und Besserwisser schaffen es auch durch Kontaktsperre und Mundschutz ihren viralen Müll in die Welt zu tragen.

Da staunte ich nicht schlecht, als ich vor ein paar Tagen auf der Dachterrasse saß, die wir übrigens in den letzten 16 Jahren nie so oft betreten haben wie in den letzten Wochen.
Dem Wetter sei Dank.
Nun denn, ich sitze hier oben und höre in dem kleinen Park vor unserer Haustüre die Nachbarjungs Fußball spielen. Kaum hatte ich mich zu Ende gefreut, dass endlich mal wieder ein bisschen Leben in dem Park ist, denn seit dem alle Kids in der Nachbarschaft entweder schon studieren oder durch lange Schultage und Hobbys kaum zu Hause sind, empfand ich den Zustand als schön.

Ein Moment der Innehalten und Genießens. Ist es nicht das, was wir uns die ganze Zeit einreden, durch Corona den Moment mehr wahrzunehmen und dankbar zu sein? Ein paar wenige Nachbarn der gegenüberliegenden Häuser scheinen meine Freude nicht zu teilen und spielen Paparazzi.
Nun gibt es eine Vorgeschichte zu diesem kleinen Park, der für die Öffentlichkeit zugänglich sein muss, jedoch von ein paar Wenigen als Privateigentum gesehen wird.
Als wir hier vor 16 Jahren mehr oder weniger alle gleichzeitig einzogen, nutze ich den Park, um mit den Hunden kurz mal zu spielen.
Dies wurde natürlich sofort verboten und mein Gedanke war, wo Hunde nicht einmal den Rasen betreten dürfen, da wird auch irgendwann das Spielen der Kinder verboten.
So wurde dem dann auch. Fortan betrat ich diesen Park nicht mehr, weil mir meine Energie zu wertvoll ist und ich sie anderweitig investiere.

Aber an diesem wunderschönen sonnigen Spätnachmittag war mir einfach danach, den älteren Mitbürger freundlich darüber zu informieren, dass er die beiden Jungs doch bitte nach einer Datenschutzbildaufnahme Erklärung fragen müsste, die sie aber zu jederzeit widerrufen können. Der gute Mann, durch sein Alter der Risikogruppe angehörend, wollte mir erklären, dass der Baum kaputt geht, auf den der Junge versuchte zu klettern, da sein Ball sich in den Ästen verfangen hatte.
Ich denke noch so, komisch, dann müsste es überhaupt keine Bäume mehr geben, denn unsere Generation kletterte noch auf Bäume.

Egal, er vertrat weiterhin seinen Standpunkt, die Bäume würden kaputt gehen und überhaupt wäre das Spielen im Park verboten. Meine immer noch freundliche Art mit ihm zu argumentieren, schien ihm zu missfallen. Argumente, dass es eine Zeit der Rücksichtnahme und des Miteinanders sei und wir alle aufgefordert sind, alte und kranke Menschen zu schützen verhalfen nicht zu Einsicht.
Mittlerweile waren einige Fenster aufgegangen, es wurde applaudiert und es entstand ein wunderbares Gemeinschaftsgefühl, denn ich merkte, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine war.

Hindernis Parcour

Ein paar Tage später traute ich meinen Augen nicht, als ich nach meinen ersten Einzelstunden nach Hause kam. Der Park war kreuz und quer abgeflattert. Ich kann meine Sprachlosigkeit nicht in Worte fassen, die Vorstellung bei all den Einschränkungen die zur Zeit wirklich alle erleben, auch noch über die Osterfeiertage auf Absperrband zu schauen, lautes Geflatter zu ertragen, war unerträglich. Und am Meisten störte mich, dass damit verboten werden sollte, dass sich Eltern mit kleinen Kindern in ihrem eigenen Park aufhalten dürfen.

Ich habe keine kleinen Kinder mehr, aber ich kann nachempfinden wie unfassbar schwer es sein muss, in Corona-Zeiten ein kleines Kind zu haben, das weder in die Kita darf, noch auf irgendeinen Spielplatz. Glücklicherweise gibt es auch vernünftige Nachbarn, die sich auch durch das Geflattere und dem Gedanken der dahinter steckt, stark eingeschränkt fühlten und am nächsten Tag wurde abgeflattert.

Ich glaube am meisten braucht es in dieser Zeit und auch danach eine flexible Handhabung mit Regelungen.
Ein genaues Hinschauen, was macht Sinn und was nicht.
Ich hoffe ihr kommt alle gut durch diese Coronazeit. Eure Mel