Und darum wird es jetzt etwas ausführlicher.
Als ich mich in Apple verliebte war es natürlich nicht einfach nur der Wunsch, einen Welpen zu haben. Nein es war eher die Tatsache, dass ich mich nach stundenlanger Studie des Labrador Retriever Buches von Anja Möller so sehr in diese Rasse verliebt hatte.
Weil der Labrador aus der Arbeitslinie seine Aufgaben hat, die es auch verlangt, zu bedienen. Und dieses Buch hat bei mir ausgelöst: Ja, ich möchte unbedingt einen Labrador, von Limit, weil ich ihre warme, nette Art und ihre Freude beim Arbeiten mag.
Es dauerte noch ein wenig, bevor wir in das Reich der Apportierfreude einstiegen.
Erst einmal wurde der Garten „abhautechnisch“ mit einem kleinen Zaun gesichert.
Die Nächte verbrachte ich mit Apple auf dem Bauch schlafend auf unserem Sofa.
Da hatten wir es nun endlich geschafft, dass auch unsere jüngste Tochter Lale alleine in ihrem Bettchen einschlief, naja von Durchschlafen im eigenen Bett wollen wir mal nicht reden;)
Schon stand ich Nachts im Garten und rief überschwänglich „ Ja feiiiin“ wenn Apple auf den Rasen pieschte.
Zu Beginn schaffte ich es nicht, das kleine schwarze Bündel in die dafür vorgesehene Box zu packen. Aber nach einigen Nächten und Apples Versuch sich klammheimlich Nachts von meinem Bauch zu stehlen um sich einen besseren Schlafplatz zu suchen, der dann meistens auch mit einer kleinen Pfütze im Wohnzimmer endete, musste ich die erste Maßnahme ergreifen und sie, wie auch schon tagsüber perfekt erprobt und ohne Gejaule von statten brachte, Nachts in die Box packen.
Sie und auch ich haben es überlebt.
Nein wirklich, es dauerte nur ganz kurz, bis Apple sich ohne Murren und Knurren auch freiwillig gegen 23h in die Box legte, ich die Tür zu machen konnte und wieder zu Steffen ins Bett zurück durfte. Ist ja auch ehrlich gesagt schöner.
Nachdem der neue Familienzuwachs von unserer ältesten Tochter Leila (damals 16 Jahre) nicht ganz so freudige Zustimmung bekam, überlegte ich mir, sie in die Erziehung mit einzubeziehen. Und so kam es, dass wir drei Mädels Samstag Richtung Bad Bramstedt fuhren und Leila ganz alleine die Welpenspielgruppe und auch die Junghundschule absolvierte während ich in der Zwischenzeit mit Senior Cajus gemütlich spazieren ging und Steffen zu Hause den Rest der Kids bespaßen durfte.
Dadurch wuchsen Apple und Leila sehr eng zusammen und nachdem Apple irgendwann stubenrein war, ließen wir die Box Nachts offen und Apple’inchen kuschelte sich gemütlich an Leilas Fussende im Bett.
Noch heute vermisst Leila es sehr, dass Apple irgendwann damit aufgehört hat.
Ihr seht, wenn man den Hund ins Bett lässt, heißt es nicht unbedingt, dass er bis zu seinem Lebensende bei euch schläft 😉
Unser erster Sommerurlaub mit Apple verbrachten wir im Allgäu, weil wir sie nicht gleich mit 6 Monaten alleine lassen wollten. Ich glaube ehrlich gesagt, dass ich schon damals es kaum übers Herz gebracht habe zwei Wochen ohne sie zu verbringen. Ich kann euch nicht sagen, was es ist. Manche nennen es Herzenshund, ich weiß nur, dass mich mit ihr etwas ganz besonderes verbindet, sehr innig und tief.
Die genaue Ursache, warum es noch bis April 2011 dauerte bis ich mit dem Abenteuer Retrieverarbeit begann, kann ich euch nicht sagen. Vielleicht ist es die Orga und der Alltag mit fünf Kindern, dass wie und wo fange ich an.
Ich erinnere mich noch, dass Sandra und Dirk Koenecke, die auch einen Bruder von Apple hatten, ein Seminar für alle Wurfgeschwister, mit Uwe Heiß organisierten.
Ok, es gibt vielleicht lockerere Arten in die Retrieverarbeit einzusteigen, vor allem als kompletter Neuling.
Aber gut, Erfahrung macht klug.
Egal wie, irgendwann sagte Katja mir: „Du ich habe jetzt Carsten Schröder gefragt und er würde mit euch einen sogenannten Anfängerkurs machen und hier ins Raakmoor kommen.“
Problem für eine Mutter von fünf Kindern, es sollte nachmittags stattfinden.
Yep, aber irgendwie habe ich es doch geschafft und muss leicht schmunzeln, wenn ich an unsere Anfänge denke.
Es fing schon damit an, dass ich keine richtige Moxonleine besaß, sondern nur so einen pseudo schicken Lederverschnitt. Den ich dann auch noch verkehrt herum anlegte. Ich weiß nicht, wie oft Carsten mir es gezeigt hat, mein Gott dachte ich: „Ich stelle mich aber auch sau blöd an.“
Für den Laien hört sich das vielleicht total easy an.
Du setzt den Hund neben dich, leinst ihn ab, da hinten fliegt ein grünes Leinensäckchen und wenn Carsten dir Bescheid sagt, dann darfst du den Hund erst schicken.
Hä? Was heißt denn schicken? Wie ? Voran oder Apport, mit oder ohne Hand und wohin überhaupt mit der Leine und der Hund, der angespannt wie ein Flitzebogen ist und schon längstens los will, macht das ganze auch nicht gerade entspannter.
Bruder Poncho der ein kräftiger Bursche ist, hat Hideko das ein oder andere Mal ordentlich über die Wiese gezogen und uns zum Lachen gebracht.
Diese flinken, arbeitswilligen und unglaublich schnellen Mitteldeichler schafften es auch, dass ich das ein oder andere Mal den Tränen Nahe war und an eine ziemlich talentfrei Zone dachte. Bei mir, nicht bei Apple, ganz klar war ich das Problem.
Zu langsam, zu nervös und eventuell sind auch meine Ansprüche an mich zu hoch.
Leider bröselte die Gruppe irgendwann auseinander und erst im Januar 2012 ging es bei Susanne Plundke jeden Dienstag Vormittag mit den Grundlagen der Dummyarbeit weiter. Es wurde mein heiliger Dienstag, den ich immer frei schaufelte, weil ich merkte, dass es Apple unglaublich Spaß machte und ich öfters zu Tränen gerührt war, wenn Apple mit diesem Grinsen im Gesicht, zu mir zurückkam.
Und auch die Dummy A Prüfung absolvierten wir (also ich mit einer Unmenge von Bachblütenglobuli) bei Eiseskälte. Ich kann euch sagen, als Hundeführer lernt man, was warme Kleidung so ausmacht und wie oft es eigentlich wirklich kalt draußen ist.
Im Stehen eigentlich immer 😉
Selbst bei meinem ersten Seminar in Böhmsholz bei Jörg Brach im Sommer fror ich und war so unglaublich aufgeregt.
Bitte fragt mich nicht warum, aber ich wäre fast gestorben. Ganz klar, ich bin zu langsam für meinen Hund, sagt Jörg. Denn die hübsche Lila Pfeife hängt nicht nur zur Zierde um den Hals. Ok, ich bemühe mich…
Apple und ich haben uns dann aber doch wohl nicht ganz so blöd angestellt. Der erste offizielle Workingtest war in Wunstorf in der Sandkuhle, wo ich netterweise Sandra Koenecke als emotionale Begleitung hatte und mir dann auch ziemlich schnell klar wurde, wo der Unterschied zwischen Training und Workingtest ist.
Was im Training gut klappte, ist nicht so einfach abrufbar in einer WT Situation. Obwohl es vielleicht auch ein bisschen an den Wiederholungen liegt und meine Angespanntheit ist bestimmt auch nicht sehr hilfreich.
Eigentlich würde es ja vollkommen ausreichen, fünf Kinder, jedes zweite Wochenende die drei Töchter aus Steffen’s erster Ehe, zwei Hunde, Dummytraining – aber in mir wuchs der Wunsch mit Apple einen eigenen Wurf zu machen.
Jeder der jetzt glaubt, das man einfach mal wartet, bis die Hündin läufig ist und auf einen Rüden wartet, der irrt.
Die Auflagen, wenn man im Deutschen Retriever Club züchten möchte, sind enorm. Das ist aber auch gut so, weil es schöner ist, mit gesunden und wesensfesten Hunden zu züchten.
Also besuchte ich ein Neuzüchterseminar, in dem der Deckakt, die Geburt und auch die Aufzucht behandelt wird. Das war sehr spannend und auch nicht Züchtern sehr zu empfehlen. Man lernt nie aus.
Auch Apple wurde geprüft, in Form von einem „Wesenstest“ und einem „Formwert“ (bei letzterem habe ich die nette Annett Dietz kenngelernt). Das ist auch eines der positiven Begleiterscheinungen mit Hund, man lernt wahnsinnig nette Menschen kennen.
Eine spezielle Augenuntersuchung und eine große Blutuntersuchung mit DNA Analyse standen auch auf dem Programm und irgendwann kommt dann die Zuchtzulassung vom DRC und ich war unglaublich stolz.
Das alles macht aber noch keinen Wurf. Nun hieß es meine Freundin Katja, ihren Mann Marc und meinen Mann Steffen davon zu überzeugen, dass es doch so schön wäre einen B-Wurf vom Mitteldeich in die Welt zu setzen.
Vielen lieben Dank noch einmal an dieser Stelle, liebe Katja, lieber Marc, lieber Steffen!
Der Deckrüde stand ziemlich schnell fest, Katja hatte Shai (Eager Elan the Second Off April) von Helen und Angela ausgesucht und so sind Steffen und ich mit Apple an einem sonnigen warmen Tag zum Kennenlernen mal rasch nach Holland gefahren.
Das ist auch so eine „Hundesache“, man spult so einige Kilometer ab für die Lieben.
Aber der Weg hat sich gelohnt, nicht nur Apple & Shai waren sofort verliebt, auch wir haben uns sehr gut mit Helen und Angela verstanden.
Oh und diese leckeren holländischen Apfeltaschen die es gab.
Nachdem also der Part geklärt war, musste Apple nur noch läufig werden.
Als es endlich so weit war und ihre Stehtage fast bevor standen, bin ich jeden Morgen zum Blut abnehmen zur Tierärztin gefahren um den Hormonwert zu bestimmen.
Das ist eine ziemlich spannende Phase, weil ja auch ein klein wenig Organisation damit verbunden ist. Fünf Kinder müssen zeitlich versorgt sein, der Weg nach Holland ist auch nicht mal gerade in einer Stunde erledigt und die fruchtbare Zeit ist auch nicht unendlich lange.
Aber ich stand gerade im Garten und schnitt wie wild an der Ligusterhecke rum (fast so wie Nestbautrieb und Zeit tot schlagen), als der Anruf von der Tierärztin kam, der Wert ist hoch genug, wir können los fahren!
Helen und Angela angerufen, Hotel gebucht und ab nach Holland. Ich kann euch sagen ich war ganz schön aufgeregt, ob das alles klappt.
Die Sorge war komplett unbegründet, denn ich hatte noch nicht die Moxonleine von Apples Hals abgenommen, da hing Shai der alte Schwerenöter schon auf ihr drauf.
Womit Helens, Angelas und mein Part gefragt wurden, sie hielten Shai und ich Apple fest, damit die beiden gut „Hängen“ und um ihnen ein wenig Last abzunehmen.
Schön ist dabei, wenn man sich so sympathisch ist, wie wir drei uns das waren. Es ist nämlich irgendwie schon ein ziemlich intimer Moment, seinen Hund festzuhalten, während er kleine Puppies macht 😉
Das Bad in der Sonne „danach“ 😉
Zur Belohnung haben wir drei Frauen uns ein Glas Champagner gegönnt und am nächsten Tag, bevor ich wieder zurück nach Hamburg fuhr, durften Apple und Shai sich noch einmal vergnügen und ich fuhr mit der kostbaren Fracht wieder nach Hause.
Die Wochen des Wartens habe ich nicht Tatenlos verbracht. Da man sich für einen Workingtest immer unglaublich früh anmelden muss, ich glaube das habe ich sogar vom Sommerurlaub von Frankreich aus gemacht, hatte ich einen Startplatz in der Anfängerklasse beim Lünecup ergattert.
Da wir noch nicht wussten, ob Apple aufgenommen hatte, brach ich mit unbeschreiblich viel Nervosität im Gepäck am Sonntag morgen den 2.09.2012 nach Hamwarde auf.
Bei jeder der fünf Aufgaben bin ich fast vor Aufregung gestorben, obwohl alle Richter, Ronald Pfaff, Bob Stobbart, Ton Buijs, Peter Burton, Koos Kommers Apple gelobt haben, wäre ich im entferntesten nicht darauf gekommen, dass Apple es so gut gemacht hat.
Ich war einfach nur glücklich und beseelt, zu sehen wie toll sie arbeitet.
Super konzentriert, unglaublich schnell – einfach Gänsehautfeeling.
Obwohl ich die Atmosphäre, trotz meiner Nervosität, sehr genossen habe, war ich doch ganz froh als alles vorbei war. Nun hieß es warten bis die Auswertungen durch sind, Siegerehrung, die Unterlagen einsammeln und ab nach Hause zu Familie.
Platz drei wurde aufgerufen, Platz zwei und plötzlich hieß es Apple vom Mitteldeich hat den 1. Platz erreicht mit 99 von 100 Punkten und sie hat die Auszeichnung „Jugdes Choice“ erhalten.
Wow! Das war ein so unbeschreibliches Gefühl, weil ich wirklich nicht im Traum jemals daran gedacht habe, mit Apple eine so tolle Auszeichnung zu bekommen. Noch heute flehet mich das Gefühl nachhaltig. Ja ich bin ziemlich stolz auf meine Apple, dass sie so toll performed hat.
Überglücklich und mächtig stolz!
Vielleicht haben ihr die kleinen wachsenden „Shapples“ im Bauch dabei geholfen.
Überglücklich fuhren wir zurück zur Familie und mindestens genauso happy waren wir, als wir nach ein paar Wochen erfahren haben: Ja Apple hat aufgenommen und wir erwarten Ende Oktober Welpen!
Und da Apple nicht nur beim Arbeiten eine Rakete ist oder wie einer der Richter vom Lünecup gesagt hat: „You’e got a Ferrari and now you have to learn how to drive it!“
Genauso schnell war Apple auch dabei mit der Geburt und am 57. Tag (normal ist ca der 63. Tag) begann sie mit der Geburt.
Kurz vor der Geburt!
Da Apple ab dem Zeitpunkt des Deckaktes bei Katja und Marc gewohnt hat, war der tägliche Weg nach Langenhorn auf dem Plan.
Uns so war es auch nichts außergewöhnlich, dass ich Freitag Nachmittag Tuli nach dem Ballett zu Katja fuhr und die Kids noch ein bisschen spielen wollten.
Apple verhielt sich schon sehr unruhig und wenn man selber schon so die ein oder andere Geburt miterlebt hat, dann spürt man, dass es wohl los geht.
Ich brachte also gegen 18h meine Mädels nach Hause und packte eine kleine Tasche. Ich fand es ziemlich aufmerksam von Apple an einem Wochenende ihre Babies zu bekommen, damit war mir eine Last von den Schultern genommen, weil ich wusste, dass Steffen auf die Kids aufpassen kann und ich mich voll und ganz auf die Geburt konzentrieren konnte.
Aber wie wir die Geburt erleben durften, könnt ihr im nächsten Blogbeitrag lesen. Ein bisschen Spannung muss sein.
Eure Mel