Ihr habt ja schon ein paar mal etwas von Dummytraining, Voran und Rechts oder Links gelesen. Und für all diejenigen, die nicht wissen was ich da so treibe, bei überwiegend schlechtem Wetter, werde ich eine kleine Einführung in mein Hobby geben.
Ein Dummy ist ein 500 Gramm schweres Leinensäckchen, meist kommt es in Grün daher, aber wir haben es bei Mystique in Lila und Hot Pink bestellt, weil das Auge isst ja mit.
Wenn man schon überwiegend im nassen und grauen steht, dann wenigstens in Farbe. Ja und meine Dummyweste ist, wie ihr wohl schon gesehen habt, auch Lila.
Nun aber zum Hobby. Apple und Brooklyn sind Labradore aus der Arbeitslinie, ihre Leidenschaft und Bestimmung ist es, das geschossene Tier zu apportieren ohne es dabei zu verletzten. Und da man das in der Stadt nun überhaupt nicht täglich trainieren kann, werden die Säckchen, auch Dummys genannt, dafür verwendet.
Senior Cajus von Dogfaible hatte dafür keine wirkliche Leidenschaft, aber als Katja Breckwoldt 22.02.2010 ihren ersten Wurf vom Mitteldeich auf die Welt brachte und mir das Labrador Retriever Buch von Anja Möller ans Herz legte, war es um mich geschehen.
„Familienmitglied, Blindenführhund, Rettungshund, Jagdbegleiter – der Labrador ist ein Multitalent und begeistert durch sein einfühlsames, intelligentes Wesen.“
Im Mai 2011 zog Apple bei uns ein und es dauerte noch ein gutes Jahr bis ich in die neue und auch zum Teil sehr eigene Welt der Retriever-Arbeit einstieg.
Dank Carsten Schröder genossen Apple und ich eine vorbildliche Grundausbildung, trotz meiner, sagen wir mal Unbeholfenheit. Ich erinnere mich noch so gut daran, mit Tränen in den Augen stand ich auf der Wiese und dachte nur: OmG, das lerne ich nie!
Wie rum sollte die Moxonleine nochmal um den Hals gelegt werden?
Wohin mit der Pfeife?
Wann sollte ich pfeifen?
Äh, warum ist der Hund so schnell?
Wie nehme ich denn Apple das Dummy ab, ohne es fallen zu lassen?
Das klingt ja vom Prinzip her nicht so schwer, aber wenn man das zum ersten Mal macht, dann weiss man überhaupt nicht wohin mit den Händen und sage ich nun Apport oder Voran oder Such oder was.
Apple hörte zu dem Zeitpunkt schon ziemlich perfekt, was bei einem Stadthund mit fünf Kindern nicht ungewöhnlich ist oder sagen wir mal besser überlebensnotwendig.
Bei Fuss neben dem Kinderwagen laufen, mit oder ohne Leine, an der Straße stehen bleiben bis ich sage: „Gut“. Aber all das ist um ein vielfaches schwieriger, wenn so ein Dummy fliegt und der Hund warten soll, bis ich sage: „Apport“.
Wenn es dann aber klappt, dass der Hund so lange sitzen bleibt, bis man ihn frei gibt und dann mit dem Dummy zurück saust, dieser Blick in den Augen, diese unfassbare Freude, die kann man nicht beschreiben, sondern die muss man spüren.
Gänsehaut pur und Tränen in den Augen.
Bei so viel Gefühl für meine Apple war mir klar, dass trotz meiner Nervosität und Anspannung, mir diese Art von Arbeiten mit meinem Hund unglaublich viel Freude bringt und wir zu einem wunderbaren Team zusammenwachsen können.
Ich muss aber auch dazu sagen, dass Apple eine gehörige Portion Begabung und den unverwechselbaren „will to please“ besitzt.
So kam es dann auch, dass wir an einem saukalten Tag im März nach Hasenmoor fuhren, ich mit Bachblüten Globuli in der Tasche, damit ich vor Aufregung überhaupt irgendetwas zu Stande bringen konnte.
Erst musste Apple in einem Waldstückchen ein paar Dummies finden, ohne zu tauschen (Verlorensuche) 😉 ja auch das ist eine Kunst für sich. Wenn da nämlich zu viele nebeneinander liegen, kann sich Hund manchmal nicht entscheiden oder entscheidet sich spontan um. Wir Frauen kennen das, drei mal umziehen bevor wir aus dem Haus gehen 😉
Bei der zweiten Aufgabe musste sie ein Dummy von einer Wiese holen (Einzelmarkierung Land) und wer das noch nie gemacht hat, der versteht nicht, dass es nicht so einfach ist auf einem Acker ohne Anhaltspunkte nun einzuschätzen wo das grüne Säckchen denn nur runter gefallen ist.
Bei all den Aufgaben kommt es auch darauf an, wie schnell und gut der Hund das Teil nun findet, ohne dabei stundenlang rum zusuchen. Es folgten noch eine Einzelmarkierung Wasser und der Appell / Memory.
Während ich das so schreibe, denke ich, na das kann doch nicht so schwer sein. Aber wenn ihr in der Aufgabe steht, vor Aufregung und Kälte zittert und nur darauf wartet, dass der Richter eure Startnummer sagt, dann ist es, zumindest bei mir mit der Souveränität und dem Wissen, dass es nur ein Hobby ist und wir zum Spass hier sind, vorbei.
Nachdem wir es aber wahrhaftig geschafft haben gleich beim ersten Mal die Dummy A Prüfung zu bestehen, kam der Ehrgeiz in mir auf, mich auf zu machen in das Abenteuer der Retriever Arbeit und Workingtest. Diese Prüfung war sozusagen der Türöffner für ein wundervolles Hobby, bei dem ich wahnsinnigen Spaß habe, unfassbar nette Menschen kennen und lieben gelernt habe, gelacht und aber auch schon so die ein oder andere Träne vergossen habe.
Ich werde immer mal wieder zwischendurch euch ein bisschen etwas darüber erzählen, aber nun habt ihr einen kleinen Einblick, wovon ich schreibe, wenn es heißt: „Voran“ „Rüber“ „Rechts“ oder „Links“.
Ich freue mich schon riesig auf nächste Woche, weil ich da das große Glück habe mit Oliver Kiraly zu trainieren. Diesmal ist Simona mit Yankee mit dabei und darüber freue ich mich am meisten. Das werdet ihr bestimmt lesen können.
Bis dahin, schön die Stiefel putzen sonst gibt es nur eine Rute. Eure Mel
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